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Praktisch Studieren: Werkstudierende der sozialen Arbeit

Werkstudierende Annabell, Foto: Sandra Böhm

Ganz praktisch Soziales studieren


Wer praktisch Lernen möchte, macht eine duale Ausbildung. Wem das Theoretische mehr liegt und wer Abitur hat, der studiert an der Hochschule oder Universität. Doch was ist mit denen, die zwar studieren, aber das Gelernte gleich praktisch anwenden möchten? Neben dem dualen Studium gibt es auch die Möglich­keit, Werkstudent zu sein. So wie Annabell. Die 21-Jährige studiert an der Hochschule Coburg Soziale Arbeit. Damit die Praxis jedoch nicht zu kurz kommt, ist sie zudem Werkstudentin bei der Diako­nie Henneberger Land und arbeitet dort in der interdisziplinären Frühförderung.

 

Wie ist dein Studium aufgebaut?

Ich bin gerade im sechsten von insgesamt sieben Semestern. In den ersten Semestern ist es recht grundlegendes Wissen, das wir ver­mittelt bekommen. Die Kurse wie zum Beispiel Psychologie, Sozial­medizin und Recht muss jeder belegen. Im zweiten Semester haben wir das erste zweiwöchige Praktikum, in dem wir schon mal in eine Einrichtung reinschnuppern. Unser Praxissemester haben wir im vierten Semester. Das habe ich damals in Coburg in einer Förder­schule gemacht. In den letzten Semestern spezialisieren wir uns immer mehr. Je nachdem, was einem liegt, in den Bereichen Arbeit mit Kindern, mit Jugendlichen, mit Erwachsenen oder mit Senioren. Im siebten Semester schreiben wir dann unsere Bachelorarbeit.

Wie bist du dazu gekommen, in der inter-disziplinären Frühförderungsstelle zu arbeiten?

Nach dem fünften Semester wollte ich nochmal ein Praktikum ma­chen. Dafür habe ich in der Frühförderstelle in Hildburghausen an­gefragt und schließlich drei Wochen Praktikum gemacht. Als das rum war, hat mich die Leiterin Andrea Meinfelder gefragt, ob ich nicht länger bleiben möchte. Seit April arbeite ich hier siebenein­halb Stunden pro Woche.

Was bedeutet interdisziplinäre Frühförderung?

Interdisziplinäre Frühförderung heißt, dass heilpädagogische Förde­rung als Komplexleistung mit mindestens einer Therapie angeboten wird – also entweder Ergotherapie, Physiotherapie oder Logopädie. Hierbei arbeiten alle vier Fachrichtungen eng miteinander, um das Kind optimal in seiner Entwicklung zu unterstützen. Die Frühför­derung wird für Kinder ab der Geburt bis zum individuellen Schul­eintritt angeboten. Einen Rechtsanspruch darauf haben Kinder, die behindert sind oder von einer Behinderung bedroht sind. Dazu ge­hören Kinder mit Entwicklungsrückständen im sprachlichen, moto­rischen, kognitiven oder sozial-emotionalen Bereich. Sehr wichtig ist hierbei die Zusammenarbeit mit den Sorgeberechtigten und Be­zugspersonen.

Was sind deine Aufgaben?

Jeder Tag sieht anders aus. Wenn ich beispielsweise zur Förderung in einen Kindergarten gehe, begleite ich das Kind in der Gruppe oder wir ziehen uns in einen anderen Raum zurück, um die Förderungs­angebote nach Möglichkeit des Kindes umzusetzen. Am besten ist es immer, wenn ich dem Kind etwas anbiete, was mehrere Bereiche abdeckt: Kognition, Feinmotorik, Grobmotorik, Sprache und etwas zur Wahrnehmung. Meine erste Aufgabe ist aber immer zu schau­en, wie das Kind gerade drauf ist, und gegebenenfalls meine Förder­einheit anzupassen. Deswegen haben meine Kollegen und ich auch immer eine Materialkiste dabei, um flexibel reagieren zu können.

Was interessiert dich an dem Beruf am meisten?

Ich finde die Vielseitigkeit echt schön. Jeder Tag und jede Förder­stunde sehen anders aus. Ich mag es zu sehen, wie die Kinder die Angebote annehmen. Und natürlich ist es schön zu sehen, wie die Kinder immer weiter vorankommen und Fortschritte machen.

 

Quelle: Sandra Böhm, WiYou Karriereheimat 02/2022

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